Du warst immer zu früh. Du hast schon laut geredet, als andere noch nicht mal zu denken wagten. Du hast nicht darüber nachgedacht, was opportun ist, sondern gesagt, was gesagt werden musste. Auch, wenn es unbequem war.
In der DDR hattest Du den Mut und nach 1989 das Rückgrat vorzudenken und genau das Nötige laut zu sagen:
zu Afghanistan, zu Umweltsünden und Menschenrechtsverletzungen, zum DDR-Unrechtsregime, zur zu schnellen Wiedervereinigung, zur falschen Nationalhymne, zum eigentlichen Tag der Deutschen Einheit, zu innerparteilichen Wegmarken, zu Schwarz-Grün in Sachsen, zu Schröders Trickkiste und Hartz 4, zu Putins seit 2014 dauerndem Krieg... Du hast die Auseinandersetzung nie gescheut und in Kauf genommen, dass Menschen Deine Meinung ablehnen, Dich anfeinden, konntest Gegenwind aushalten und hast Kontra klug und hellwach pariert. Das hat selbst Deinen politischen Gegnern Achtung abgenötigt.
Nun bist Du gegangen. An Deinem 9. November. Und wieder warst zu früh, Werner! Du Mensch mit politischem Weitblick, Bürger erster Klasse, Sprachgenie, Ehemann, Familienvater, Freund... Wir sind tieftraurig mit Mona, mit Deinen Kindern und Deinen Enkeln.
Danke, Werner! Danke, dass wir so bedeutende und wichtige Wegstücke in der Geschichte unseres Landes mit Dir gehen durften. Dein Freigeist fehlt jetzt schon. Deinen Lieben, uns und diesem Land. Du bleibst. In unseren Herzen und Köpfen. Versprochen!
Für alle Deine bündnisgrünen Freundinnen und Freunde in Sachsen,
Heike König
Langjährige Bundestagsbüromitarbeiterin von Werner Schulz